Wie baue ich Vermögen auf? – Ein Einstieg für junge Berufstätige 

Dr. Alexander Matijevic

Dr. Alexander Matijevic

Berater
blog@klarhyte.de

25.07.2025

Lesedauer: ca. 7,5 Minuten

Sie sind neu im Berufsleben, verdienen Ihr erstes regelmäßiges Einkommen – und am Monatsende bleibt plötzlich Geld übrig? Gratulation! Denn damit verfügen SIe über das wichtigste Werkzeug zum Vermögensaufbau: eine positive Sparquote. Doch was genau bedeutet Vermögensaufbau, wie funktioniert er – und wie beginnen Sie damit am besten?

Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch die Grundlagen des Vermögensaufbaus und zeigt Ihnen, wie Sie Ihr Geld sinnvoll und strategisch investieren – auch wenn Sie gerade erst anfangen.

 

1. Was bedeutet Vermögensaufbau eigentlich?

Vermögensaufbau bedeutet, dass Sie mit der Zeit finanzielle Rücklagen bilden, mit denen Sie Ihre Lebensziele verwirklichen können: von z.B. Anschaffungen, über besondere Erlebnisse bis zur Altersvorsorge. Vor diesem Hintergrund ist der Vermögensaufbau kein Selbstzweck. Durch regelmäßiges Sparen und kluge Investitionen erweitert sich Ihr Strauß an Optionen für die Zukunft.

Wichtig: Vermögensaufbau ist ein Prozess, kein einmaliges Ereignis. Er braucht Geduld, Disziplin – und einen guten Plan.

 2. Die Basis: Einnahmen, Ausgaben und Sparbetrag

Bevor Sie über Investitionen nachdenken, sollten Sie einen klaren Überblick über Ihre Finanzen haben. Das bedeutet:

  • Einnahmen erfassen: Gehalt, Nebenjobs, ggf. Kindergeld, Boni etc.
  • Fixe Ausgaben aufschlüsseln: Miete, Versicherungen, Abos, Mobilität etc.
  • Variable Ausgaben bewusst gestalten: Lebensmittel, Freizeit, Kleidung etc.

Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben ergibt Ihren Sparbetrag – also jenen Betrag, den Sie monatlich zur Seite legen können. Selbst 50 oder 100 € sind ein hervorragender Anfang. Wichtiger als die Höhe ist die Regelmäßigkeit.

 

3. Bevor Sie investieren: Das Fundament sichern

Der größte Fehler beim Vermögensaufbau ist es, sofort alles in Aktien oder ETFs zu investieren – ohne ein finanzielles Sicherheitsnetz. Denn unerwartete Ausgaben können jederzeit auftreten.

Daher sollten Sie zunächst eine Rücklage für solche Situationen bilden: den Notgroschen. Als Größenordnung empfehlen wir 3 bis 6 Netto-Monatsgehälter, wobei die drei eher auf Angestellte, die 6 eher auf Freiberufler und Selbständige zutrifft. Für diesen Puffer eignet sich ein Tagesgeldkonto, weil Sie bei diesem Produkt:

  • schnell auf das Geld zugreifen können,
  • keine Kursschwankungen riskieren,
  • (aktuell wieder zumindest geringe) Zinsen erhalten.

Erst wenn dieser Puffer gefüllt ist, sollten Sie über längerfristige Investitionen nachdenken.

Für den Fall, dass Sie aktuell Konsumschulden haben (z. B. Dispokredit, Ratenkäufe), sollten Sie diese Verbindlichkeiten vor dem Investieren tilgen. Die Zinsen sind oft höher als mögliche Renditen.

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 4. Ziele definieren – und das Zeitfenster klären

Bevor Sie Geld langfristig anlegen, sollten Sie sich Gedanken machen, wofür Sie es wann benötigen. Wenn Ihnen spontan keine Ziele einfallen, nehmen Sie sich bewusst Zeit darüber nachzudenken, was Sie in Ihrem Leben gerne tun oder erreichen würdest: Was sind die TOP10 auf Ihrer Bucketlist? Was würden Sie unternehmen oder anders machen, wenn Geld kein Engpass wäre, sondern Sie bereits 100 Mio. € auf dem Konto hätten?

Ordnen Sie jedem Ihrer Investitionszwecke einen Zeithorizont zu, denn je nach Zeithorizont unterscheiden sich die passenden Anlageformen deutlich:

 

Ziel Zeithorizont Beispiel-Anlageform
Notgroschen kurzfristig Tagesgeld
Urlaub, Möbel, Auto etc. kurzfristig (1-3 Jahre) Tages- oder Festgeld
Eigenkapital für Immobilie, Ausbildung, etc mittelfristig (3-10 Jahre) Festgeld, Mischfonds
Sparen für Kinder, Altersvorsorge langfristig (10+ Jahre) ETFs, Aktienfonds, Edelmetalle

 

 

5. Der Schlüssel: Regelmäßiges Investieren

Der Vermögensaufbau funktioniert besonders effektiv, wenn Sie monatlich per Sparplan investierst. So nutzen Sie den sogenannten Cost-Average-Effekt: Bei sinkenden Kursen kaufen Sie automatisch günstiger mehr, bei steigenden Kursen weniger Anteile. Auf diese Weise nutzen Sie die Kursschwankungen langfristig zu Ihren Gunsten.

Zusätzlich schützt Sie ein regelmäßiges Investieren mit konstanten Beiträgen vor irrationalen Entscheidungen. Beispielsweise neigen Menschen dazu, nach einer langen Phase mit steigenden Kursen nochmal zusätzlich zu investieren in der Annahme, die Kursrallye würde endlos weitergehen. Doch häufig kaufen sie damit zum teuersten Kurs, kurz bevor eine Korrektur stattfindet. Ein regelmäßiger Sparbetrag schützt Sie vor spontanen (Verk-)Käufen, die von Gier und Angst motiviert sind.

 

6. Diversifikation: Risikostreuung durch Vielfalt

Ein zentrales Prinzip des Vermögensaufbaus lautet: Setze nie alles auf eine Karte! Diversifikation bedeutet, Ihr Geld auf mehrere Anlageklassen zu verteilen, um das Risiko zu minimieren – denn niemand weiß, wie sich welche Anlageklasse und die Rahmenbedingungen in Zukunft entwickeln werden. Sicher ist nur eins: Keine Anlageklasse ist sicher.

Die folgende Auflistung gibt Ihnen einen kurzen Überblick ausgewählter Anlageklassen, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch die Reihenfolge ist nicht im Sinne einer Priorisierung zu verstehen.

  • Aktien/ETFs : Beteiligung an Unternehmen und der Kreativität der Mitarbeiter, Gewinnbeteiligung über Dividenden, hohe Kursschwankungen (Volatilität)
  • Anleihen: Zinsprodukte, die Geld an Unternehmen oder Staaten leihen
  • Tagesgeld: Keine Kursschwankungen, liquide Verfügbarkeit
  • Immobilien: Besitz von oder Beteiligung an Immobilien, Mieteinnahmen, relativ hohe Instandhaltungsinvestitionen
  • Edelmetalle: Gelten als Schutz vor Inflation und als Wertspeicher, keine laufenden Erträge, hohe Kursschwankungen

Ein breit gestreutes Portfolio enthält mehrere dieser oder auch weitere Anlageklassen – je nach Ihrem verfügbaren Sparbetrag und Ihre Anlagezielen.

 

7. Sequenzielle Diversifikation – ideal für Einsteiger

Vielleicht fragen Sie sich nun, wie Sie mit einer monatlichen Sparrate von 50 € oder 100 € fünf oder mehr Anlageklassen besparen können? An dieser Stelle kommt die „sequenzielle Diversifikation“ ins Spiel, eine Sonderform der Diversifikation. Denn häufig ist es nicht sinnvoll oder realistisch, alle Anlageklassen gleichzeitig abzudecken. 

Bei der sequenziellen Diversifikation bauen Sie Ihr Portfolio schrittweise auf. Statt alles auf einmal zu streuen, investieren Sie zuerst z. B. in Aktien-ETFs, dann – nach einigen Monaten oder Jahren – wechseln Sie Ihren Betrag in z.B. Edelmetalle, dann in Anleihen, danach in Immobilienfonds etc.  

So wächst Ihre Diversifikation im Zeitverlauf mit Ihrem Budget – ein sehr guter Kompromiss für Einsteiger mit begrenzten finanziellen Mitteln. 

 

8. Fehler vermeiden: Die größten Stolpersteine

Aus unseren Beratungsgesprächen kennen wir viele traurige Beispiele, welche Fehler beim Vermögensaufbau passieren können. Damit es Ihnen nicht so geht, haben wir hier eine kleine Liste der größten Stolpersteine zusammengefasst.  

Zu spät anfangen

Es gibt viele Ausreden, mit dem Vermögensaufbau noch zu warten, und kurzfristige Ausgaben vorzuziehen. Doch langfristig ergeben sich mit jedem verzögerten Monat riesige Unterschiede in der Ablaufleistung. Daher starten Sie ggf. mit einem kleineren Investitionsbetrag, wenn z. B. noch Anschaffungen ausstehen, statt gar nicht zu starten.  

Alles auf ein Pferd setzen 

Nur in Einzelaktien oder Krypto zu investieren, ist hochriskant und vergleichbar mit Glücksspiel. Wichtiger als die Auswahl der richtigen Einzeltitel ist für den langfristigen Erfolg die breite Streuung Ihrer Investitionen.  

Panik bei Kursschwankungen 

Die Preise an Märkten unterliegen Schwankungen. Das ist normal, auch am Aktienmarkt. Daher treffen Sie bei vorübergehend sinkenden Kursen keine irrationalen Entscheidungen, sondern freuen Sie sich über günstige Kaufkurse für Ihren Sparplan.  

Aufs „richtige“ Timing warten 

Es ist fast unmöglich, den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden. Regelmäßiges Sparen schlägt jeden Versuch des Market-Timings. Daher warten Sie nicht auf den perfekten Zeitpunkt zum Einstieg, sondern legen Sie einfach los. Langfristig gehen wir ohnehin von steigenden Werten aus. Wenn diese Annahme stimmt, ist der richtige Zeitpunkt zum Investieren genau heute. Wenn Sie die Annahme nicht teilen, sollten Sie Ir Geld besser sofort ausgeben, und nicht über den Aufbau von Vermögen nachdenken. 

Ohne Verständnis investieren 

Investieren Sie nicht nur „weil es cool klingt“ oder Sie von einem gehypten Trend bei SocialMedia gehört hast. Natürlich müssen Sie nicht jedes einzelne Detail einer Investition kennen, aber vor dem Einstieg sollten Sie auf jeden Fall wissen, wie das Geschäftsmodell funktioniert, durch was die versprochenen Gewinne erwirtschaftet werden und welche Risiken mit den Geschäftspraktiken verbunden sind. Für mehr Klarheit besprechen Sie sich z.B. mit „echten“ Menschen, die Erfahrungswerte gesammelt haben. 

 

9. Wie erkenne ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin?

Sie brauchen kein großes Startkapital, um mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Viel wichtiger sind Regelmäßigkeit, Disziplin, ein solider Plan und ein bisschen Geduld. Denn Erfolg im Vermögensaufbau zeigt sich nicht von heute auf morgen. Aber Sie können sich und Ihren Erfolg regelmäßig überprüfen: 

  • Entwickelt sich Ihr Gesamtvermögen positiv? 
  • Sparen Sie konsequent und regelmäßig? 
  • Ist Ihr Portfolio breit gestreut? 
  • Bleiben Sie gelassen bei Marktschwankungen? 

Wenn Sie diese Fragen mit „Ja“ beantworten können, sind Sie auf dem richtigen Weg.  

 

Kurz-Checkliste zum Start 

  • Überblick über Einnahmen und Ausgaben schaffen 
  • Notgroschen aufbauen (3–6 Monatsgehälter) 
  • Konsumschulden tilgen 
  • Sparziele und Zeithorizonte definieren 
  • Depot eröffnen und den ersten Sparplan starten
  • Anlageklassen diversifizieren
  • Ruhig bleiben: Vermögensaufbau ist ein Langzeitprojekt! 

 

Wenn Sie Unterstützung benötigen, stehen wir Ihnen jederzeit gern zur Seite – mit Expertise, Erfahrung und den passenden Werkzeugen.  

Teilen Sie gerne Ihre Fragen oder Erkenntnisse mit uns – wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!

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