Wie sorge ich fürs Alter vor? – Ein Leitfaden für Einsteiger (Teil 2/2) 

Dr. Alexander Matijevic

Dr. Alexander Matijevic

Berater
blog@klarhyte.de

17.09.2025

Lesedauer: ca. 5,5 Minuten

„In unserer Einsteiger-Serie möchten wir Finanzthemen so leicht und verständlich wie möglich erklären. Deshalb sprechen wir Sie hier direkt per Du an – ganz unkompliziert, so wie unter Freunden, wenn es ums Geld geht.“ 

Dieser Artikel ist eine Fortsetzung. Hier gehts zu Teil 1!

 

Wenn du gerade ins Berufsleben startest, scheint die Rente noch Lichtjahre entfernt. Daraus folgt eine gute Nachricht: Genau jetzt hast du die besten Chancen, später finanziell entspannt in den Ruhestand zu gehen. Denn je früher du das Thema Altersvorsorge angehst, desto weniger musst du monatlich investieren.  

 

In diesem Artikel zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie du eine solide Altersvorsorge aufbaust – auch mit begrenztem Budget. Du erfährst beispielsweise, wie du deine Sparquote ermittelst, warum ein Notgroschen auch bei diesem Thema so wichtig ist und welche Rolle Lebensphasen und Eigenheimwünsche dabei spielen.

 

6. Altersvorsorge ist mehr als eine Rentenversicherung: Diversifikation zählt

Ein kluger Vermögensaufbau für den Ruhestand setzt nicht alleine auf eine Rentenversicherung. Klassische Rentenversicherungen mit einem Garantiezins investieren hauptsächlich in Unternehmens- und Staatsanleihen, also Kredite an Firmen und Länder. Diese sogenannten Geldwerte sind langfristig nicht als alleiniger Vermögensaufbau zur Altersvorsorge ausreichend.  

Geld ist ein perfektes Tauschmittel, aber nur begrenzt geeignet, um Vermögen aufzubauen oder über einen langfristigen Zeitraum zu transportieren. Daher sollten Sachwerte den Schwerpunkt der Altersvorsorge bilden, z.B. in Form von ETFs, Aktienfonds, Immobilien oder Edelmetallen.  

Für die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen gibt es keine allgemeingültige Regel, sondern hängt ab von z.B. deinem Alter, deiner Risikobereitschaft oder deiner Lebensphase.  

Tipp: Mögliche Aufteilungen findest Du z.B. in unseren Modellportfolien.   

 

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7. Lebensphasen berücksichtigen:  Vorsorge ist dynamisch

Um im Rentenalter keine finanzielle Einbuße im Vergleich zum Erwerbsleben zu haben, ist finanzmathematisch eine Sparquote von ca. 20% allein für die Altersvorsorge erforderlich. Doch dein Leben verändert sich – und mit ihm deine finanzielle Situation. Deshalb sollte auch deine Altersvorsorge anpassungsfähig sein, denn deine mögliche Sparquote wird vermutlich nicht vom Einstieg ins Berufsleben bis zum Rentenbeginn konstant sein.  

Schauen wir uns kurz verschiedene Lebensphasen an:

Frisch im Beruf / als Single oder Paar ohne Kinder 

  • Eher hohe Sparquote möglich 
  • Wenig finanzielle Verpflichtungen 
  • Ideal für den Start des Vermögensaufbaus mit hohem Aktienanteil 
  • Nutze die Zeit! 

Familiengründung / mit Kindern 

  • Sparquote sinkt meist (Ausstattung, Kita, Teilzeit) 
  • Fokus eher auf Familienabsicherung (z.B. Einkommenssicherung im Fall von Krankheit oder Tod) 
  • Trotzdem: Langfristige Investments nicht komplett stoppen! Auch kleine Raten wirken langfristig. 

Mitten im Leben / Karriere gefestigt 

  • Höheres Einkommen = Sparrate wieder erhöhen 
  • Diversifikation weiter erhöhen 
  • Vorsorgeziele konkretisieren (z. B. mit Rentenlücken-Rechner) 

Lebensphasen planen bedeutet auch: Puffer einbauen!  Es wird Zeiten geben, in denen nur weniger Sparquote möglich ist. Das ist okay, wenn du vorher gut gestartet bist.

 

8. Eigenheim: Altersvorsorge oder Belastung?

Viele Menschen träumen vom eigenen Haus – oft auch als Teil der Altersvorsorge. Aber: Das Eigenheim ist kein klassischer Vermögensaufbau. 

Natürlich bietet ein Eigenheim klare Vorteile: da ist zum einen der finanzielle Effekt des mietfreien Wohnens im Alter. Immobilien gelten als guter Inflationsschutz. Und vor allem sind die eigenen vier Wände eine emotionale Heimat, die nicht in Euro-Beträgen aufzuwiegen sind.  

Doch in einer Betrachtung dürfen u.a. die folgenden Faktoren nicht ausgeblendet werden:  

  • Hohe Kosten (Renovierungen und Instandhaltung, insbesondere dann, wenn eigentlich der Vorteil des mietfreien Wohnens im Vordergrund stehen sollte) 
  • „Klumpenrisiko“ (ein nicht unerheblicher Teil des eigenen Kapitals steckt in den Steinen, was häufig zu einer weniger stark ausgeprägten Diversifikation führt, zudem ist der Vermögensteil nicht liquide) 
  • Keine laufenden Erträge (im Vergleich zu z.B. Gewinnbeteiligungen bei Unternehmen gibt es beim Eigenheim keine laufenden Erträge, außer ein Teil der Immobilie ist vermietet)  

Wenn der Wunsch nach einem Eigenheim besteht, muss dies im Rahmen des Vermögensaufbaus entsprechend berücksichtigt werden, indem ein Teil der Sparquote für die Bildung von Eigenkapital reserviert wird. Je nach Zeitrahmen bis zum Bau eines Hauses oder Kauf einer Wohnung sind entsprechende Investitionsformen zu wählen, die von den Anlagen zur Altersvorsorge abweichen können.  

Das Eigenheim kann dann ein Teil der Altersvorsorge sein – sollte aber auf keinen Fall die einzige Säule bilden. Der Immobilienerwerb ist eine strategische Weichenstellung, die gut durchdacht und auch finanziell geplant sein will.

 

9. Betriebliche Altersvorsorge (bAV) und andere staatliche Förderung nutzen

Viele Arbeitgeber bieten bAV-Modelle an, bei denen du einen Teil deines Bruttogehalts in eine Vorsorge investierst – oft mit Zuschuss vom Arbeitgeber. 

Vorteile: 

  • Steuer- und sozialabgabenfrei 
  • Arbeitgeberzuschuss 
  • langfristig planbar 

Den genannten Punkten stehen aber auch Nachteile gegenüber, wie z.B. Restriktionen bei der Auswahl der Investmentformen, eine eingeschränkte Flexibilität während der Laufzeit oder eine höhere Abgabenlast im Rentenalter. Ob sich die bAV im Einzelfall lohnt und zu der eigenen Lebensplanung passt, ist immer im Einzelfall zu beurteilen.  

Das gleiche gilt für Riester- oder Rürup-Renten. Auch sie können sich lohnen – je nach Einkommen, Familienstand, Lebensplanung und Steuersituation.  

Tipp: Lass dich dazu auf jeden Fall individuell beraten, ob und welche Form von staatlicher Förderung für deine Altersvorsorge sinnvoll ist.

 

10. Checkliste: So startest du deine Altersvorsorge Schritt für Schritt

Der beste Zeitpunkt, um mit deiner Altersvorsorge zu starten, war gestern. Der zweitbeste ist heute. Je früher du beginnst, desto entspannter wird deine finanzielle Zukunft aussehen. 

Hier nochmal die wichtigsten Punkte als Checkliste für deine Planung:  

Einnahmen und Ausgaben erfassen (Haushaltsbuch führen) 

Sparquote berechnen 

Notgroschen aufbauen (3–6 Monatsgehälter) 

Hochverzinste Schulden tilgen 

Ersten Baustein der Altersvorsorge starten (z. B. ETF-Sparplan) 

Langfristige Strategie entwickeln (Lebensplanung inkl. Eigenheimwunsch berücksichtigen) 

Altersvorsorge regelmäßig überprüfen und ggf. anpassen 

 

Fazit: Altersvorsorge ist ein Marathon mit vielen Etappen 

Niemand sagt, dass du heute schon alles perfekt machen musst. Aber mit jedem Monat, den du früher beginnst, gewinnst du Zeit, Zinsen und Sicherheit. Es geht nicht darum, mit 25 alles zu wissen – sondern darum, mit 25 den ersten Schritt zu machen. Sorge dafür, dass dein zukünftiges Ich dir einmal dankbar sein wird. 

 

Falls Du Unterstützung dabei benötigst: 

Wir stehen Dir jederzeit gern zur Seite – mit Expertise, Erfahrung und den passenden Werkzeugen.  

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